Brandneues

Masoala Nationalpark

Masoala:
Masoala bedeutet übersetzt „Augen des Waldes“. Diesen Namen verdankt der Nationalpark dem Fingertier oder Aye-Aye (Daubentonia madagascariensis), dessen Augen nachts im Lichtkegel der Taschenlampe gespenstisch wie zwei große, gelbe Kugeln aufleuchten. Leider sind Nachtwanderungen in Nationalparks zur Zeit verboten, so dass nur der Name von diesem grandiosen Erlebnis zeugt.

Wasserfall
Einer von vielen Wasserfällen

Lage:
Der Nationalpark Masola liegt auf der gleichnamigen Halbinsel im Nordosten Madagaskars. Am nördlichen Ende der Bucht von Antongil, auch als „Wiege der Wale“ bezeichnet, liegt die kleine Küstenstadt Maroansetra. Von der Hauptstadt, Antananarivo, aus gelangt man am schnellsten per Flugzeug nach Maroansetra (etwa 700 km), eine weitere Flugverbindung nach Toamasina (Tamatave) ist ebenfalls nutzbar. Straßen gibt es nur schlecht befahrbare, teils über Wochen völlig unpassierbare Pisten von Toamasina aus, auch bekannt als RN5. Dazwischen liegen zahlreiche, nicht immer funktionsfähige und abenteuerliche Fähren sowie zerstörte Brücken. Vom Versuch, Masoala über den Landweg zu erreichen, ist daher nur abzuraten. In den Nationalpark selbst gelangt man von Maroansetra aus per Boot direkt über’s offene Meer (zwei bis drei Stunden Fahrtzeit). Masoala  sollte nur in Begleitung erfahrener Tourguides in Angriff genommen werden.

Infos zum Nationalpark:
1997 gegründet ist der Masoala Nationalpark mit über 2100 km² der größte Madagaskars und gleichzeitig der größte zusammenhände Regenwald des Landes. Zu ihm gehören die Schutzgebiete der Insel Nosy Mangabe, Cap Est und das Meeresschutzgebiet Tanjona mit drei der Insel vorgelagerten Korallenriffen (Tampolo, Ambodilaitry und Ifaho). Mangrovenwälder gehören genauso wie Strände und dichter, teils undurchdringlicher Regenwald zum Landschaftsbild. Masoala wird seit Jahren stark von Abholzung und Brandrodung bedroht. Wertvolles Eben- und Rosenholz wird illegal geschlagen. Außerdem legen Einheimische immer wieder Feuer, um mehr Ackerland zu erhalten, und verlegen ihre Dorfgrenzen stetig weiter in die Parkgebiete hinein.

Das Schutzgebiet wird zum Teil mit Geldern des Zoo Zürich finanziert, der 2003 eine große Masoala-Regenwald-Halle in der Schweizer Hauptstadt erbaut hat. Durch die Halle ist der Nationalpark unter vielen Reisenden berühmt geworden, gehört aber nach wie vor zu den wenig bereisten Gegenden Madagaskars. Seit 2007 gehört der Masoala-Nationalpark zum UNESCO-Weltnaturerbe. Diverse Rundwege führen durch den Park, alle sind recht gut begehbar.

Klima:
Durch die Nähe zum Äquator herrscht in der gesamten Region tropisch nass-heißes Klima. Mit über 7000 mm Niederschlag im Monat zählt Masoala zu den feuchtesten Gebieten Madagaskars. Der ständigen hohen Luftfeuchtigkeit bei Temperaturen um die 30°C und mehr verdankt der Nationalpark zwar auch seinen enormen Artenreichtum und die üppige Flora, beide machen das Reisen hier jedoch eher anstregend.

Mausmaki
Mausmaki

Infrastruktur:
Diese abgeschiedene Region Madagaskars wird nur von wenigen Touristen besucht, hat aber eine einigermaßen gute Infrastruktur. In Maroantsetra, Ambodiforaha und Tampolo gibt es mehrere Hotels und Lodges verschiedener Preisklassen und Qualität. Im Nationalpark selbst gibt es nur wenige Übernachtungsmöglichkeiten. Die beiden vorhandenen Campgrounds (mit rustikalen Sanitäranlagen, ohne Strom) müssen über einen beschwerlichen, teils steilen und glitschigen, mehrere Stunden dauernden Fußmarsch von Ambanizana aus erklommen werden. Alternativ befinden sich direkt am Nationalpark mehrere Luxushotels, die allerdings enorm hohe Preise für Übernachtungen verlangen. Zur Forschungsstation in Andranobe werden von Maroansetra aus Bootsfahrten angeboten. Das Park Office befindet sich mitten in Maroantsetra, hier zahlt man Eintritt und bucht lokale Guides. Auf Grund der mehrstündigen Bootsfahrt und dem oft rauen Seegang müssen Parkbesuche leider oft kurz ausfallen und es bleibt dann wenig Zeit für Tierbeobachtungen. Es empfiehlt sich, bei schlechtem Wetter auf die zum Nationalpark gehörende Insel Nosy Mangabe auszuweichen, die genauso viel zu sehen und zu bestaunen bietet, jedoch deutlich leichter zu erreichen ist.

Flora und Fauna:

In Masoala warten noch unzählige unbeschriebene Tiere und Pflanzen auf ihre Entdeckung. Über die Hälfte aller bekannten endemischen Arten Madagaskars leben in dieser Region und machen sie zu einem der letzten echten Paradiese der Erde. Auf der ganzen Welt gibt es nichts Vergleichbares.

Roter Vari
Roter Vari

Das Meer bietet mit 20 Süßwasserfisch-Arten, rund 100 verschiedenen Korallen, von Juli bis September vorbeiziehenden Buckelwalen, Delfinen und sogar Seekühen (Dugongs) und Schildkröten ein erstklassiges Gewässer für Schnorchler und Taucher. Auf dem Land zieht der grandiose Regenwald mit seinen über 60 Reptilien– und Amphibienspezies, den 10 Lemurenarten, rund 15 anderen Säugertierspezies und rund 90 Vogelarten den Naturfreund in seinen Bann. Rote Varis springen durch die Baumwipfel, kleine Erdchamäleons – darunter das bunte Brookesia vadoni – kämpfen sich durch das Laub zu Füßen uralter Baumriesen, fantastisch getarnte Blattschwanzgeckos (Uroplatus fimbriatus) drücken sich an Äste und Baumstämme. Der seltene Schlichtmungo schleicht sich durch das Gebüsch und Pantherchamäleons klettern durch’s Geäst. Über 130 verschiedene Schmetterlinge und insgesamt 500 Insektenspezies machen den Wald zu einem grandiosen Farbenspiel mit einer einzigartigen Geräuschkulisse. Das absolute Highlight des Nationalparks ist das Fingertier (Aye-Aye), von dem nur noch wenige Individuen überhaupt existieren – leider kann man es wegen eines Nachtwanderungen-Verbots im Masoala Nationalpark nicht mehr sehen.

Egal wohin man hier geht, steht, schwimmt oder taucht: Überall im Masoala Nationalpark ist man von einer atemberaubenden Anzahl und Schönheit seltener Tiere und Pflanzen umgeben, die jede Anstrengung und die beschwerliche Anreise schnell vergessen lassen. Wer das letzte Paradies sucht, in Masoala wird er sicher fündig.

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