Brandneues

Schutzgebiet Bobangira

Bobangira:

Der Name des Schutzgebietes leitet sich von den Malagasy Wörtern boba für viele und angira für bestimmte Bäume oder einen Wald ab. Bobangira bedeutet also ganz einfach „viele Bäume“.

Achtung: Das Schutzgebiet ist nicht zu verwechseln mit einem gleichnamigen Reservat nahe Antalaha etwas weiter südlich, das auch „Macolline Forest“ genannt wird – um dieses geht es in diesem Artikel nicht. Hier geht es um das Schutzgebiet „Domaine de Bobangira“.

Einer der Urwaldriesen in Bobangira im Vergleich zu einem Menschen

Lage:

Das Schutzgebiet Bobangira liegt rund 100 km nördlich von Sambava und 45 km südlich von Vohimarina (Vohémar) an der Nordostküste Madagaskars. Nach Sambava verkehren wöchentlich Inlandsflüge aus der Hauptstadt Antananarivo. Von beiden Städten ist das Schutzgebiet mit dem Geländewagen oder Taxi über die asphaltierte RN5a zu erreichen (von Sambava etwa anderthalb bis zwei Stunden Fahrtzeit). Die letzten 18 km nach Bobangira ab dem Dorf Analovana sind jedoch vollständig offroad und zeitlich je nach Jahreszeit schwer planbar. Die Offroad-Piste reicht außerdem über mehrere Flüsse, die in der Regenzeit häufig auch mit Geländewagen nicht passierbar sind. Es besteht aber die Möglichkeit, Mitfahrgelegenheiten auf dem Motorrad oder dem Fahrrad von Dorfbewohnern zu nutzen.

Infos zum Schutzgebiet:

Bobangira umfasst 0,297 km² Regenwald direkt am Strand des Indischen Ozeans. Das Gelände befand sich lange Jahre in Besitz des madagassischen Ministeriums für Umwelt, Ökologie und Wälder (Ministère de l‘environement, de l’écologie et des fôrets, MEEF). Erst 2016 wurde das Gelände von Bruno Lee Sio Tsion, Vizepräsident der regionalen Tourist Office in Sambava, erworben und noch im gleichen Jahr als Schutzgebiet ausgeschrieben. Seit 2019 ist Reisenden der Besuch von Bobangira möglich. Der hiesige Regenwald ist ein sehr spezieller Lebensraum, da er als sogenannter Galeriewald auf Madagaskar heute extrem selten geworden ist. Die niedrige Lage direkt am Ozean ist für die meisten dieser Wälder längst zum Verhängnis geworden, da sie wie geschaffen für Abholzung und Brandrodung sind.

Klima:

Im Nordosten Madagaskars ist es das ganze Jahr über warm, Temperaturen über 30°C sind die Regel. Während der Regenzeit kommt eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit dazu, die das Wandern relativ anstrengend werden lässt. Dazu gibt es im Flachland recht viele Stechmücken. Lange, aber luftige Kleidung und Sonnenschutz für den Kopf ist hier eine gute Wahl.

Infrastruktur:

Das Schutzgebiet Bobangira verfügt über einen Campground direkt am Sandstrand. Zelte müssen mitgebracht werden, zum Aufstellen eignen sich vor allem kleinere Zelte. Rustikale Toiletten, eine Dusche und eine Gemeinschaftshütte mit einfachen Bänken und Tischen sind vorhanden. Strom gibt es nicht. Regenwasser wird in einem großen Tank gesammelt und für die Versorgung des Camps genutzt. Ein Koch, ein lokaler Guide sowie die Anfahrt nach Bobangira kann über das Mimi Hotel in Sambava organisiert werden. Die Pfade durchs Reservat sind eher schmal, aber weitestgehend flach und gut zu begehen. Den fantastische Ausblick aufs Meer direkt aus den Zelten am Morgen hat man sonst fast nirgendwo auf Madagaskar!

Flora und Fauna:

Bobangira ist noch weitestgehend unerforschte, unberührte Natur mit einer faszinierenden Flora und Fauna. Deutsche Herpetologen haben hier kürzlich zwei neue Chamäleonarten entdeckt. Beide kommen wohl nur hier vor – sie sind allerdings so neu, dass sie sich zur Zeit in der Beschreibung befinden und noch keine wissenschaftliche Namen haben. Dritte Chamäleonart vor Ort ist das Erdchamäleon Brookesia stumpffi. Besser erforscht sind dagegen die Taggeckos (Phelsuma grandis, Phelsuma dorsivittata und Phelsuma laticauda), die sich in Bobangira vor allem gerne an der Gemeinschaftshütte einfinden. Auch Schlangenfreunde kommen hier sehr auf ihre Kosten: Sowohl die Blattnasennatter als auch Madagaskarboa, Hakennasennatter und Hundskopfboa sieht man hier regelmäßig. Die grüne Meeresschildkröte (Chelonia mydas) ist regelmäßig am Strand zu sehen. An einigen Stellen des Strandes kommen die Weibchen sogar jedes Jahr, um ihre Eier abzulegen.

In den Urwaldriesen des Waldes leben auch Lemuren: Weißkopfmakis und Mausmakis kann man hier mit etwas Glück entdecken, die einen tagsüber, die anderen nachts. Die Vogelwelt von Bobangira ist dagegen noch weitestgehend unbekannt. Spitzschopf-Seidenkuckuck, Vasa-Papageien, Weißtstirn-Regenpfeifer (Anarhynchus marginatus) und Schopfibis (Lophotibis cristata) wurden hier schon gesehen, sonst weiß man noch nicht all zu viel über die gefiederten Bewohner des Waldes. Vielleicht ein Grund, als Abenteurer hierher zu kommen?

Bobangira bietet für neugierige Naturfreunde nicht nur einen fantastischen Wald, sondern auch den perfekten Strand zum Entspannen danach. Ein kleines Paradies, das noch nicht viele Reisende besucht haben.

Sonnenuntergang am Strand von Bobangira
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