Brandneues

Gleichberechtigung im Regenwald: Weißkopfmakis

Weißkopfmakis (Eulemur albifrons) tragen ihren Namen dank des Aussehens der Männchen: Die tragen weißes Fell rund ums Gesicht, dass sie ein bisschen alt und weise aussehen lässt. Die dazugehörigen Damen sind eher unauffällig gefärbt und tragen vollständig braunes Fell. Mit zwei bis zweieinhalb Kilo sind die Lemuren nicht besonders groß, das Gewicht entspricht eher dem einer kleinen Katze.

Weißkopfmakis sind in der Regel tagaktiv, gelten jedoch als kathemeral. Das bedeutet, dass sie ihren Rhythmus der Saison und dem Nahrungsangebot anpassen. Im Zweifel können sie dadurch auch nachts auf Futtersuche gehen. Am frühen Morgen, wenn es noch angenehm kühl ist und der Morgentau Bäume und Blätter benetzt, machen Weißkopfmakis sich an guten Tagen auf die Suche nach Futter. In Frage kommen vor allem Blätter und Blüten, in der Regenzeit auch mal Früchte und Knospen. Im Gegensatz zu vielen anderen Lemuren stehen bei den Weißkopfmakis auch regelmäßig Insekten auf dem Speiseplan. Wird es gegen Mittag heißer, ruhen Weißkopfmakis in den Baumkronen bis zum Nachmittag, beschäftigen sich mit sozialer Interaktion und dösen viel. Erst wenn es wieder gen Dämmerung geht, ist es Zeit für eine zweite Futterrunde.

Weißkopfmaki-Weibchen auf Nosy Mangabe

Die Paarungszeit der Weißkopfmakis beginnt zu Anfang der Trockenzeit. Über die Paarungen selbst ist nur wenig bekannt. Jedes Weibchen gebärt nach vier Monaten nur ein einzelnes Jungtier. Es wird die ersten drei Wochen am Bauch getragen und reitet erst später auf dem Rücken der Mutter. Von dort aus entdeckt es langsam die Welt. Es knabbert bei anderen Mitgliedern der Gruppe mal an einem Blatt oder probiert mal eine Heuschrecke aus Mamas Hand, wird aber weiterhin gesäugt. Mit etwa einem halben Jahr wird das Jungtier entwöhnt, in der Regel mitten in der Regenzeit und damit während des besten Nahrungsangebotes. Damit hat der junge Weißkopfmaki die beste Möglichkeit, aufzuwachsen und später für eigenen Nachwuchs zu sorgen.

Eine kleine Besonderheit unter den Lemuren haben die Weißkopfmakis: Von ihnen ist nicht bekannt, das die Weibchen in den Gruppen das Sagen haben. Das ist sehr ungewöhnlich, denn bei den allermeisten Lemuren herrschen die Damen über alles, was die Gruppe tut. Bei den Weißkopfmakis ist das jedoch nicht so. Es scheint bei diesen Makis eher eine Form von Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern zu geben. Die Gruppen bestehen aus bis zu neun Tieren, unter denen keine echte Hierarchie zu beobachten ist.

Weißkopfmakis gibt es nur im Nordosten Madagaskars und nirgends anders auf der Welt. Ihr Hauptlebensraum liegt rund um die Bucht von Antongil, der „Wiege der Wale“. Man findet Weißkopfmakis ausschließlich in intaktem Regenwald. Durch Brandrodung oder Holzschlag zerstörte Regenwälder bewohnen sie nicht, weshalb sie massiv vom Rückgang ihres Lebensraumes bedroht sind. Auf der roten Liste der IUCN wird ihr Status inzwischen als „gefährdet“ angegeben, weil die Populationsgröße seit Jahren stetig sinkt.

Weißkopfmakis kann man in den Nationalparks Marojejy und Masoala mit der dazugehörigen Insel Nosy Mangabe in freier Natur beobachten. Sie sind nur wenig scheu und kommen, wie alle neugierigen Makis, oft relativ nah an den Beobachter heran. Wie alt die Makis werden können, ist unbekannt. Man vermutet, dass sie ähnlich den nah verwandten Mohrenmakis in der Natur bis zu 20 Jahre alt werden können.

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