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Reservat Kirindy

Kirindy:
Das Wort Kirindy bedeutet übersetzt so viel wie „dichter Wald mit wilden Tieren“. Wegen des weiter südlich gelegenen Nationalpark Kirindy-Mitea ist das Reservat Kirindy auch als „Kirindy Nord“ bekannt. Aus früheren Zeiten stammt der Name „La forêt des Suisses“, der Wald der Schweizer.

Lage:

Kirindy Weg RN8
Die RN8 nach Kirindy zu Ende der Regenzeit

Kirindy liegt im Westen Madagaskars in der Region Menabe. Von der Hauptstadt Madagaskars, Antananarivo, sind es etwa 700 km Fahrstrecke. Für die Fahrt sind Geländewagen notwendig und es sollten zwei, besser drei Tage eingeplant werden. Zuerst fährt man auf der gut ausgebauten RN7 von Tana bis nach Antsirabe im südlichen Hochland, wo man auf die kleinere RN34 abbiegt.

Die RN34 führt über die Stadt Miandrivazo am Tsiribinha entlang direkt nach Morondava. Allein für die Fahrt von Antsirabe bis Morondava (knapp 500 km) sollte mindestens ein ganzer Tag veranschlagt werden. Von der Großstadt Morondava, die direkt am Kanal von Mosambik liegt, geht es dann noch einmal in nordöstlicher Richtung 55 km offroad über eine rote, staubige Piste (RN8). Sie führt entlang der Baobab-Allee nach Kirindy (etwa 2 Stunden Fahrt). Alternativ zum Geländewagen kann man mit dem wesentlich unsichereren Taxibrousse bis etwa 5 km vor das Camp reisen. Allerdings heißt es ab dort zu Fuß zu gehen, und das mit Gepäck im heißen Sand – wir empfehlen es nicht.

Informationen zum Reservat:
Seit den 1980er Jahren befindet sich der Wald von Kirindy in der Konzession des Schweizer Unternehmens Centre de Formation Professionelle Forestière, kurz CFPF. Die Fläche von rund 125 km² wird seitdem für nachhaltige Forstwirtschaft genutzt. Erst vor einigen Jahren wurde die CFPF-Verwaltung in Morondava umbenannt in Centre de Formation d’Etudes et de Recherches en Environnement et Foresterie (CNFREF).

Kirindy Restaurant
Das Camp von Kirindy, in der Mitte das Restaurant

Seit 1993 sind Wissenschaftler des Deutschen Primatenzentrums in Göttingen regelmäßig in Kirindy. Sie bauten 1996 die erste Forschungsstation, die sich auch heute noch im Camp befindet. Damit legten sie den Grundstein für dauerhaften Schutz des Trockenwaldes und ersten Ökotourismus. 2010 wurde der Verein Longon’i Kirindy (Freunde von Kirindy) gegründet, der mit Spenden Hilfe zur Selbsthilfe für das nördlich des Waldes gelegene Dorf Beroboka leistet. Dabei werden Bäume gepflanzt, es werden Brunnen gebohrt und eine Schule unterstützt.

Ein Teil des Trockenwalds von Kirindy ist in Planquadrate aufgeteilt, durch die pfeilgerade Wege und Pfade führen. Vom kurzen Ausflug bis zur stundenlangen Tiersuche mit Picknick ist hier vieles möglich. Die Wege sind allesamt sehr flach und relativ gut begehbar. Sogar Nachtwanderungen in verschiedenen Bereichen des Reservats sind problemlos möglich.

Klima:
Das Klima ist extrem warm mit Temperaturen über 30°C das ganze Jahr über. Lediglich in der Mitte des Jahres fallen die Nachttemperaturen mal auf 15°C. Sonnencreme, mehrere Liter Wasser und lange Kleidung gehören hier zur unverzichtbaren Ausrüstung. Die Regenzeit in Kirindy fällt meist kurz aus, und den Rest des Jahres ist es sehr trocken.

Infrastruktur:

Kirindy Bungalow
Eines der Bungalows

Dank seiner Kooperation mit dem Deutschen Primatenzentrum verfügt Kirindy über eine gute Infrastruktur. Vor Ort im Camp können 13 rustikale Bungalows gemietet werden, die jeweils über Toilette und Dusche verfügen. Fließendes Wasser ist meist vorhanden – wenn nicht, organisieren die Angestellten des Reservats Wasser in Kanistern aus einem eigenen Brunnen. Strom wird tagsüber mittels großer Solarpanels erzeugt und ist nur nachts verfügbar. Ein kleines, gut geführtes Restaurant gehört zum Camp. Für Biologen und andere Wissenschaftler, die in Kirindy arbeiten, gibt es einen einfachen Gebäudetrakt (dormitory) direkt im Camp mit günstigeren Schlafmöglichkeiten (Voranmeldung notwendig). Wer lieber im Hotel schläft, findet 55 km entfernt in Morondava Unterbringungen jeder Preisklasse. Nur sieben Kilometer entfernt vom Reservat liegt seit Kurzem das Hotel Relais de Kirindy mit Bungalows und Pool. Dank der nahe gelegenen Baobab-Allee sind hier relativ viele Touristen unterwegs.

Fauna & Flora:
Nicht umsonst ist Kirindy Treffpunkt für Forscher aus aller Welt. Der unglaublich dichte Trockenwald ist die Heimat von acht Lemurenarten, 23 weiteren Säugetieren, 50 Reptilien und sogar 15 Amphibien. Auch bei den Vögeln gibt es mit rund 70 verschiedenen Spezies reichlich zu beobachten. Mit über 200 verschiedenen an die Trockenheit angepassten Pflanzenarten kann sich Kirindy selbst botanisch sehen lassen.

Kirindy
Madame Berthes Mausmaki

Berühmt ist Kirindy unter den meisten Reisenden wegen der Fossa (Cryptoprocta ferox). Madagaskars größtes Raubtier kann vor allem im November während der Paarungszeit hier bestens beobachtet werden. Inzwischen besuchen zwei große Männchen sogar regelmäßig das Camp. Wesentlich kleiner, dafür aber umso spezieller ist Madame Berthes Mausmaki (Microcebus berthae), der kleinste Lemur der Welt. Nachts kann man die Winzlinge mit etwas Glück im dichten Geäst sehen – man braucht aber gute Augen! Eine Nachtwanderung ist zudem die beste Gelegenheit, weitere nachtaktive Waldbewohner wie den grauen Mausmaki (Microcebus murinus) und den westlichen Fettschwanzmaki (Cheirogaleus medius) zu treffen. Nachts wird das Camp übrigens gerne von Kängururatten (Hypogeomys antimena) besucht. Diese skurrilen Nager – die größten Madagaskars – sind vom Aussterben bedroht und leben nur in Kirindy. Tagsüber sind dann die größeren Lemuren an der Reihe. Larvensifakas (Propithecus verreauxi) und Rotstirnmakis (Eulemur rufifrons) springen geschickt zwischen den Bäumen umher. Einige Gruppen kennen menschliche Besucher und lassen sie bis auf wenige Meter herankommen.

Kapidolo
Ein Männchen der seltenen Flachrücken-schildkröte im Trockenwald des Reservats

Auch unter den Reptilien hat Kirindy einzigartige Besonderheiten zu bieten: Das kurzlebigste Chamäleon der Welt, Furcifer labordi, lebt nur hier im Trockenwald. Im Schnitt überlebt es nur drei bis fünf Monate, was gerade einmal für Paarung und Eiablage reicht. Nur noch in der Region Menabe beheimatet und vom Aussterben bedroht ist außerdem die Flachrückenschildkröte (Pyxis planicauda) oder Kapidolo. Wer ganz besonders genau hinsieht, kann im undurchdringlichen Wald vielleicht sogar die Blattnasennatter (Langaha alluadi) entdecken.

Dank internationaler Forschung ist Kirindy derzeit das einzige Schutzgebiet der Gegend, in dem noch weitestgehend intakter Wald vorhanden ist. Und ein Besuch in dieser grandiosen Waldwelt ist mehr als lohnenswert!

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