Brandneues

Könige der Lüfte: Madagaskars Vögel

Knapp 300 verschiedene Vogelarten bewohnen Madagaskar, die Hälfte davon ist endemisch. Zu den Raubvögeln zählt das Flaggschiff der madagassischen Vögel, der Madagaskar-Seeadler oder Ankoay (Haliaeetus vociferoides). Er ist der größte Raubvogel Madagaskars und stark bedroht, wenig mehr als 100 Paare brüten auf der ganzen Insel. Weitere Greifvögel sind der Schlangenadler (Eutriorchis astur), der bereits Jahrzehnte als ausgestorben galt, und der Pilgerfalke (Falco peregrinus radama). Letzterer ist das Wappentier des Rova-Palastes in Tana und – wie könnte es bei seltenen Tieren anders sein – ebenfalls vom Aussterben bedroht. Die größte Eule Madagaskars, die jedoch sehr versteckt lebt, ist die Madagaskar-Ohreule (Asio madagascariensis). Bis heute ist nur sehr wenig von ihr bekannt.

Trauerdrongo
Gabeldrongo nahe Toliara (Tuléar) im Süden Madagaskars

Zu den Sperlingsvögeln zählen die auf Madagaskar endemischen Vangas oder Vangawürger, die sich ähnlich den Darwinfinken auf Galapagos isoliert voneinander zu vielen, äußerlich enorm verschiedenen Arten entwickelt haben. Während der große Sichelvanga (Falculea palliata) einen langen, säbelförmigen Schnabel hat, verfügt zum Beispiel der Helmvanga (Euryceros prevostii) über einen sehr dicken, aufgewölbten Schnabel, der bis auf über die Stirn reicht. Bei den Singvögeln Madagaskars weit verbreitet sind die Drongos, furchtlose, dunkel befiederte Gesellen mit gegabelten Schwänzen (wie der Gabeldrongo). Manche Arten dieser Insektenfresser haben schöne Schmuckfedern am Schwanz. Wer viel Geduld mitbringt, kann mit etwas Glück kleine Malachit-Eisvögel  (Corythornis vintsioides) an Seen und Gewässern entdecken.

Selbst wer sich nicht besonders für Vögel interessiert, wird auf Madagaskar früher oder später den Madagaskarweber (Foudia madagascariensis) oder Fody sehen. Ähnlich den Spatzen in Europa hat dieser kleine Vogel alle möglichen Lebensräume erobert. Während der Balz färben sich die  sonst orange-gelben Männchen knallrot, nur um die Augen bleibt eine schwarze Maske. Ähnlich bunt, aber deutlich weniger verbreitet sind Nektarvögel (Nectariniidae). Mit ihrem gebogenem, schmalen Schnabel ähneln sie Kolibris, und saugen wie diese mit der langen Zunge Nektar aus bunten Blüten. Sogar Papageien gibt es auf der Insel im indischen Ozean. Der kleine und der große Vasa sind zwar einfach schwarz, aber die Farblosigkeit im Vergleich mit anderen einheimischen Arten gleichen sie mit ihrem lauten Stimmorgan problemlos aus. Die dritte Papageienart Madagaskars ist das Grauköpfchen, eine hübsche kleine Agapornidenart mit weiß-grünem Gefieder.

Langschnabel-Nektarjala (Neodrepanis coruscans)
Langschnabel-Nektarjala (Neodrepanis coruscans) im Montagne d’Ambre im Norden

Am Lac Alaotra an der Ostküste Madagaskars brüten die letzten Individuen der Madagaskar-Moorente (Aythya innotata). Biologen halten diese Tauchente inzwischen für die seltenste der Welt, denn vor ein paar Jahren konnten nicht einmal mehr 20 einzelne Tiere auf ganz Madagaskar gezählt werden. Etwas ungewöhnlich mutet das Vorkommen von Flamingos auf der Insel an, doch diese Tiere kommen zum ungestörten Brüten in großen Schwärmen aus Afrika zu einem großen Salzsee im Süden der Insel. Das salzige Wasser bereitet ihnen keine Probleme – im Gegenteil, sie trinken es sogar.

Kurzum: Vom Haubenseidenkukuck über Fregattvogel, Albatross, Seidenjala, Bienenfresser, Paradiesschnäpper, Regenpfeifer, Ibis bis zum Riesenkua – wer auf Madagaskar  als Vogelfreund nicht fündig wird, hat wohl den ganzen Urlaub am Strand verschlafen.

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