Brandneues

Walhaie – Die Riesen der Meere

Walhai

Bis vor ein paar Jahren hatte man von Walhaien, Rhincodon typus, im Zusammenhang mit Madagaskar nie etwas gehört. Heute ist Madagaskar der absolute Geheimtipp für jeden, der Walhaie hautnah erleben möchte.

Das Leben der Walhaie ist noch nahezu unbekannt

Walhaie gehören zu den Ammenhaien. Damit sind sie die größten Fische der Welt. Durchschnittlich werden sie drei bis zwölf Meter lang und bis zu zwölf Tonnen schwer. Anekdotische Berichte, die vermutlich aber eher dem Anglerlatein zuzurechnen sind, sprechen sogar von bis zu 20 Metern. Das wäre etwa die Länge eines Gelenkbusses. Um Madagaskar sind vor allem junge Walhaie unterwegs. Entsprechend erreichen die Tiere hier eher vier bis zehn Meter Gesamtlänge. Das wäre statt des Gelenksbus ein ganz normaler Bus – immer noch mehr als beeindruckend für einen Fisch!

So groß Walhaie sein mögen, so klein ist jedoch ihr Futter. Sie ernähren sich von Plankton, winzigsten Kleinstlebewesen und Algen, die sie aus dem Meerwasser filtern. Hier und da ist auch eine Qualle, ein Bonito oder ein Tintenfisch darunter. Beim Fressen sieht man Walhaie häufig senkrecht im Wasser stehen, mit dem Kopf in Richtung Wasseroberfläche. Vom Filtern des Meerwassers stammt auch der „Wal“ im Namen, denn diese Methode der Futteraufnahme kennt man sonst nur von Bartenwalen. Ein einziger Walhai frisst an einem Tag bis zu 200 Kilogramm Plankton.

Walhaie schlüpfen aus Eiern noch im Muttertier, das dann lebende Junge gebärt. Ein Weibchen kann mit bis zu 300 Jungtieren verschiedener Entwicklungsstadien gleichzeitig trächtig sein. Man vermutet, dass das Weibchen sogar den optimalen Zeitpunkt zur Geburt abpassen kann, um ihrem Nachwuchs einen optimalen Start ins Leben zu ermöglichen. Wo genau die Kinderstube liegt, ist noch immer ein Geheimnis. Genau wie das übrige Leben der majestätischen Giganten – noch nie hat jemand Walhaie bei der Paarung oder bei der Geburt beobachtet. Und genauso wenig weiß man, wo sich ausgewachsene Walhaie in den rund 100 Jahren ihres Lebens aufhalten. Und so ist auch das Wissen um Walhaie vor allem ein anekdotisches – beispielswiese ist ein Männchen mal fast 2000 m tief getaucht.

Ein junger Walhai, gut zu erkennen ist die gepunktete Musterung

Im September kommen die Walhaie nach Madagaskar

Nur von Einem geht man sicher aus: Walhaie wandern ihr Leben lang durchs Meer. Sie schwimmen bevorzugt in tropischen Gewässern mit Temperaturen zwischen 21 und 25°C. Wo es besonders nährreiche Gewässer gibt, kommen sie saisonal auch an die Küste heran. In Madagaskar beginnt die Walhai-Saison im September. Im Oktober und November erreicht sie ihren Höhepunkt, bevor sie im Dezember wieder abflacht.

Rund um die Insel Nosy Be an der Nordwestküste liegen die Orte, die von jungen Walhaien besonders intensiv besucht werden. Auf Nosy Be haben sich inzwischen sowohl einige Tauchschulen als auch Schutz- und Forschungsprojekte etabliert. Das Madagascar Whale Shark Project (MWSP) beobachtet seit 2016 die Walhaie vor der Insel und verfolgt einzelne Walhaie sogar mit GPS-Sendern. Über 400 verschiedene Individuen konnten bereits identifiziert werden.

Walhaie sind auf Fotografien nämlich sehr gut zu unterscheiden. Jeder Walhai hat eine einzigartige, unverwechselbare Punktzeichnung, ähnlich einem menschlichen Fingerabdruck. So kann man ein einzelnes Tier sogar nach Jahren wieder erkennen. Die hellen Punkte geben dem Walhai im Madagassischen auch seinen Namen: Marokintana bedeutet so viel wie „viele Sternchen“.

Die Giganten der Meere sind vom Aussterben bedroht

Die rote Liste der IUCN listet Walhaie inzwischen als gefährdet. In den letzten 75 Jahren hat sich die weltweite Population um über die Hälfte reduziert. Dafür verantwortlich ist der Mensch: Intensivierte Fischerei, Finning (Abschneiden von Flossen) für obskure asiatische Lebensmittelmärkte und zunehmender Schiffsverkehr machen es den Walhaien schwer, ungestört ihrer Wege zu schwimmen. Rund um Madagaskar sind es vor allem chinesische Flotten, die junge Walhaie als Beifang in ihren Netzen haben oder sogar gezielt fischen. Außerdem sorgen Schiffschrauben immer wieder für schwere Verletzungen. Beobachtungen um Madagaskar haben ergeben, dass mehr als ein Drittel der dort schwimmenden Walhaie Narben von Schiffskontakten trägt. Der Schutz vor Überfischung ist nur schwer durchzusetzen. Die weiten Wanderungen der Walhaie, die keine Landesgrenzen kennen, lässt die Ausweisung einzelner mariner Schutzgebiete für diese Fische eher wirkungslos zurück.

Aber auch als Reisender, der mit Walhaien schnorcheln möchte, kann man Walhaie stören. Um die Walhaie um Nosy Be zu schützen, wurden vor wenigen Jahren Regeln für Boote aufgestellt, die Walhaie beobachten wollen. Beispielsweise ist maximal ein Boot pro Walhai erlaubt. Auch im Wasser gilt ein Verhaltenskodex für Schnorchler und Taucher. Damit stellen die Tauchschulen sicher, dass die Walhaie keinen Schaden nehmen und die Erfahrung, mit den Giganten der Meere zu schwimmen, wirklich einzigartig und schön werden. Für die Taucher ist es übrigens eine Win-win-Situation: Die Regeln im Umgang mit den Walhaien sorgen dafür, dass die Walhaie länger am Stück beobachtet werden können und häufiger wiederkommen.

Auf Madagaskar stehen die Chancen im Oktober und November extrem gut, Walhaie zu sichten und mit ihnen schwimmen zu können. Aber nicht nur wegen der sehr guten Sichtungschancen ist Madagaskar ein Highlight für Freunde der großen Fische. Hier gibt es nicht nur Walhaie, sondern verschiedene Arten Delfine, Teufelsrochen, seltene Omurawale und eine Vielzahl von Meeresschildkröten zu bestaunen. Und das Wichtigste: Unberührte Natur. Nach Madagaskar kommt nicht ein Bruchteil der Touristen, die auf den Philipinnen, Honduras oder Mexiko im Wasser unterwegs sind. Auf Madagaskar sind die Besuchergruppen in aller Regel sehr klein. Der Walhai-Tourismus nimmt gerade erst langsam an Fahrt auf und ist noch nicht vergleichbar mit den bekannteren Hot Spots weltweit. Einem unvergesslichen Erlebnis mit Walhaien steht auf Madagaskar deshalb wirklich nichts entgegen. Und mit den sanften, harmlosen Giganten der Meere zu schwimmen – das ist so unvergesslich, dass man es unbedingt mal erlebt haben sollte.

 

Titelfoto © Achisatha, lizensiert bei AdobeStock
junger Walhai & Walhai schwimmt davon
© Ollie, lizensiert bei AdobeStocks

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