Brandneues

Das Königreich der Vazimba

Waren Sie schon einmal an einem Ort, den Sie nicht wie jeden anderen betreten konnten? Diese Geschichte handelt von einem seltsamen, magischen und wundervollen Ort, der aus festem Gestein besteht, auf dem man nicht normal laufen kann.

Eines Tages, irgendwann vor dem 16. Jahrhundert, schipperten einige Menschen mit ihrem Boot über das Meer. Nach mehreren Tagen erreichten sie ein Hochland mit einem wunderschönen, weitem Strand. Sie nannten es „Madagaskaria“. Sich selbst nannten sie die „Vazimba“. Sie mehrten sich und bevölkterten bald das ganze Land. Die Vazimba blieben jedoch nicht an der Küste, an der sie gelandet waren. Als Nomaden wanderten sie durch das gefundene Land und lebten mal hier, mal dort.

Die Tsingys von Ankarana – eine Welt für sich

Einige Jahre vergingen, als die Vazimba zu einem unglaublichen Ort kamen. Es sah aus wie ein großes, graues Gebirge mit vielen kleinen Schatten zwischen mannshohen Felsnadeln. Die Menschen traten näher, um einen besseren Blick zu erhaschen. Einige Männer versuchten, die grauen Steine zu erklettern, während die Frauen die wunderschönen Blumen zu pflücken versuchten, die zwischen den Steinen wuchsen. Die Kinder waren beeindruckt von dem lauten Klang, der entstand, wenn man ein Stückchen Stein auf ein größeres schlug: „Tsing…tsing…tsing…“. Doch kein Vazimba wusste, welch merkwürdige Form von Gebirge da vor ihnen lag. Die Männer verletzten sich beim Klettern an den scharfen Kanten der spitzen Felsen, die Frauen kamen nicht an die Blüten heran. Auch kein Kind konnte das Gebirge erklettern – selbst die Stellen nicht, die flach aussahen. Die einzige Möglichkeit, unverletzt über die scharfen Kanten zu laufen, war auf Zehenspitzen zu gehen. Der älteste Vazimba sagte: „Lasst uns eine Weile an diesem wundervollen Fleckchen Erde verweilen. Wenn ich euch so höre, nennen wir ihn am besten „Tsingys“, denn wir können nur auf den Zehenspitzen darüber laufen.“ „Auf Zehenspitzen laufen“ heißt auf madagassisch mitsingytsingyna. Nachdem viele Tage ins Land gegangen waren, entschied der Älteste, den magischen Ort der Tsingys als Wohnstätte für sein Volk zu nutzen. Es gab soviele Höhlen, in denen man wohnen konnte, es gab soviel unterschiedliche Nahrung und dazu war es noch ein so wunderbarer, magischer Ort. Es gab soviele verschiedene Arten Lemuren, farbenfrohe Vögel und hunderte verschiedener Pflanzen, dass die Vazimba sich wie auf einem frenden, wunderschönen Planeten wähnten. Und so wurden die Tsingys das Königreich der Vazimba.

Die Tsingys kann heute jeder Madagaskarreisende besuchen, genauso wie die Gräber der Vazimba. Sie werden dort die Magie spüren, die das Königreich der Vazimba auch heute noch ausstrahlt und dessen Bann sich niemand entziehen kann.

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