Brandneues

Gemeinsam stark: Die Sakalavaweber

Die kleinen, 25 g leichten Sakalavaweber (Ploceus sakalava) kommen nur auf Madagaskar vor. Sie gehören, wie der Name es schon verrät, zu den Webervögeln und sind auf der Insel weit verbreitet: Überall da, wo auch die namensgebende Volksgruppe der Sakalava lebt. Das ist vor allem der Westen Madagaskars; vom tiefen, heißen und trockenen Süden bis in den Norden hinein.

Sakalavaweber
Ein Weibchen beim Nestbau nahe Morondava

Sakalavaweber bevorzugen trockene Gebiete, sind aber als Kulturfolger sehr anpassungsfähig und nehmen auch Gärten als Lebensraum an. Dazu passt gut, dass Sakalavaweber Samenfresser sind, denn in jedem madagassischen Haushalt gibt es Reis. Und der muss in der Sonne getrocknet und entspelzt werden. Eine perfekte Gelegenheit für die Webervögel, eine Mahlzeit abzustauben. Aber auch andere Körner werden gerne genommen. Mit kleinen Käfern, Fliegen und Spinnen wird der Speiseplan immer wieder ergänzt.

Zwei Unterarten sind bisher bekannt: Ploceus sakalava sakalava im Nordwesten und Ploceus sakalava minor im Südwesten der Insel. Beide leben bevorzugt in Kolonien, die alle Nester in nahe beieinander liegenden Bäumen verteilen. Auf Madagaskar sind dies oft alte, ausladende Tamarinden. Ein einziger Baum kann dabei bis zu 120 Nester beinhalten! Meist sind es aber deutlich weniger – wobei schon 40 Paare pro Baum eine erstaunliche Lautstärke erreichen.

Nur ein kleines Zeitfenster von zwei bis vier Monaten während der Regenzeit muss ausreichen, um Nachwuchs in die Welt zu setzen. Vielleicht sind Sakalavaweber deshalb so enorm flink und wendig – sie scheinen immer in Eile zu sein. Entsprechend beteiligen sich auch beide Elternteile am Nestbau. Keiner hat untätig herumzusitzen! Wer allerdings als Männchen ein besonders schönes Nest baut, erfreut sich größerer Beliebtheit bei der Damenwelt. Auch die Farbe der Männchen ist wichtig: Je gelber das Prachtkleid, desto interessanter. Außerhalb der Brutsaison sind auch die Männchen eher unauffällig und sehen den grau-braunen Weibchen ähnlich.

Sakalavaweber
Weibchen mit Futter für den Nachwuchs im Schnabel

Das Nest wird mühselig aus Hunderten kleiner Zweige und Gräser in tagelanger Arbeit gewoben. Das fertige Kunstwerk besteht aus einem bis zu 40 cm langen röhrenförmigen Eingang und einem bauchigen Endstück, in dem zwei bis vier Eier abgelegt werden. Der Eingang weist stets nach unten zum Boden, wodurch Beutegreifer wie Schlangen, Lemuren oder Raubvögeln der Zugang zum Nest erschwert wird. Was sich beim Nestbau bereits zeigte, wird auch bei der Versorgung der Jungvögel fortgesetzt: Männchen und Weibchen teilen sich die Aufgaben. Gemeinsam ist man eben stärker als allein. Und ähnlich sehen es auch die Sakalava: Der gesellige Webervogel ist auf Madagaskar ein Glücksbringer.

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